So werden ESG-Kriterien und die EU Taxonomieverordnung die Baubranche langfristig transformieren
Die Bauindustrie ist weltweit einer der größten Verbraucher natürlicher Ressourcen. Doch mit der wachsenden Besorgnis über den Klimawandel und der Endlichkeit dieser Ressourcen wächst der Druck auf Bauunternehmen, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
2017 war die Baubranche für 36 % des weltweiten Energieverbrauchs und 21 % der CO2-Emissionen verantwortlich (Quelle: Fraunhofer-Institut).
Nachhaltigkeit in der Baubranche hat in den letzten Jahren deutlich an Relevanz gewonnen. Zum einen sind Unternehmen zunehmend motiviert, die Bauprozesse nachhaltiger zu gestalten, zum anderen wird die nachhaltige Transformation durch nationale Gesetze wie die 2021 beschlossene Mantelverordnung, als auch internationale Verordnungen wie die EU Taxonomie, die 2021 erstmals in der Baubranche in Kraft getreten ist, hervorgerufen. Die verschiedenen Regulierungen verfolgen dabei jedoch ein gemeinsames Ziel: ESG Maßnahmen in der Baubranche zu beschleunigen, um die EU bis 2050 klimaneutral zu machen.
ESG steht für “Environmental, Social and Governance” und umfasst drei wichtige nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche von Unternehmen. Diese beschäftigen sich somit sowohl mit Umwelt- und Klimathemen als auch sozialen und unternehmensbezogenen Herausforderungen. Die ESG Kriterien können dabei auf verschiedenen Ebenen im Bauprozess umgesetzt werden und beinhalten sowohl die operativen Arbeiten auf der Baustelle als auch Investitionsentscheidungen für zukünftige Projekte.
Zusätzlich zu den Bauunternehmen haben die ESG Ziele auch eine Auswirkung auf Investitionsentscheidungen. Projektentwickler, die keine ESG Strategie vorweisen, riskieren so die langfristige Profitabilität des Unternehmens, da Investoren sich zukünftig verstärkt nach den EU Sustainable Finance Regulationen wie die Offenlegungsvereinbarung, die seit Mai 2020 gültig ist, richten müssen. Für das Bauunternehmen bedeutet das: ohne die Berücksichtigung von ESG Kriterien zukünftig keine Investoren.
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Die EU Taxonomieverordnung, die sich auf den Umweltaspekt der ESG Kriterien fokussiert, ist eines der Teilziele des EU Green Deal’s, der die Klimaneutralität bis 2050 anstrebt. Die EU Taxonomie ist ein Klassifizierungssystem für die ökologisch nachhaltige Einordnung von Wirtschaftsaktivitäten und beinhaltet Detailregelungen mit konkreten Kriterien zur Beurteilung der Tätigkeiten. Die neue Regulation wurde bereits im Juli 2020 rechtlich beschlossen und trat für einige Sektoren im Juli 2021 in Kraft.
In der Taxonomieverordnung wurden sechs Umweltziele vereinbart:
Um als ökologisch nachhaltig zu gelten, müssen die Wirtschaftstätigkeiten eines Unternehmens in mindestens einem der sechs Umweltziele einen deutlich positiven Effekt zeigen, während gleichzeitig die anderen fünf Umweltziele nicht erheblich davon beeinträchtigt werden dürfen.
Am 1. Januar 2022 traten weitere technische Bewertungskriterien in Kraft, die nun auch konkret die Bau- und Immobilienbranche betreffen.
In der Bauindustrie werden die folgenden vier Aktivitäten betrachtet:
Quelle: DGNB
Es wird deutlich, die EU Taxonomieverordnung wird die Baubranche langfristig nachhaltig und ökologisch transformieren. Die Bauunternehmen werden sich verstärkt dem nachhaltigen Bauen widmen und Bauherren sowie Mieter:innen werden vermehrt Transparenz bezüglich der ESG Kriterien fordern.
Weitere Regulationen, die im Zusammenhang mit den EU Green Deals stehen und die Baubranche beeinflussen sind:
Der Trend hin zum nachhaltigen oder auch grünen Bauen wird immer relevanter in der Branche. Doch nachhaltiges Bauen ist nicht nur wichtig im Zusammenhang mit den neuen EU-Regulationen, sondern schafft auch echte Vorteile für die Bauunternehmen.
Bauen ist ein Geschäft und ein Unternehmen muss an erster Stelle einen Gewinn ausweisen. Grüne Gebäude können mit niedrigeren Betriebskosten einhergehen. Forschungsergebnisse haben bewiesen, dass der Einsatz neuester nachhaltiger Technologien in Bauprozessen potenziell um die 410 Milliarden Euro pro Jahr an Einsparungen bei Energieausgaben bringen kann.
Es gibt auch direkte Einsparungen für ein Unternehmen: durch die Reduzierung des Abfalls verringern sich beispielsweise die Gebühren des Abfallentsorgungsunternehmens. Durch den Einsatz effizienterer Fahrzeuge kann an Treibstoffkosten gespart werden.
Ein weiterer Vorteil des nachhaltigen Bauens sind die Zuschüsse, die durch die KfW gewährleistet werden. Die Bundesregierung strebt bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudebestand an. Der CO2-Ausstoß soll vollständig vermieden und es soll auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Das sollen u. a. die erneuerbaren Gesetze (EEG) und die Energiesparverordnung (EnEV) sicherstellen.
Unternehmen in Deutschland, die energieeffizient Bauen oder Sanieren, können zudem Zuschüsse z.B. bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau beantragen. Im Rahmen des Förderprogramms “energieeffizientes Bauen” hat die KfW im Jahr 2018 eine Fördersumme von 12 Milliarden Euro vergeben. Der Antrag muss vor Baubeginn eingereicht werden und muss bestimmten Nachhaltigkeitsbedingungen gerecht werden, um genehmigt zu werden. Diese Nachhaltigkeitsbedigungen richten sich nach der Prozess- und Standortqualität, der ökonomischen, ökologischen, soziokulturellen und funktionalen und technischen Qualität eines Gebäudebaus.
Ein weiterer Lösungsansatz, der die Nachhaltigkeitsziele anstrebt, ist das Vorantreiben der Digitalisierung in der Baubranche. Durch die verstärkte Dokumentationspflicht der ESG Kriterien müssen Bauunternehmen beachtlich mehr Daten und Informationen offenlegen. Die Dokumentationspflicht betrifft alle Stationen der Lieferkette von den Materialien und deren Beschaffung hin zur finalen Entwicklung des Gebäudes. Die Pflicht zur Datentransparenz betrifft auch die Ausschreibung und Vergabe von Nachunternehmerleistungen. Die Software Cosuno digitalisiert diesen Schritt und ermöglicht so eine transparente, einfache und effiziente Dokumentation der Aktivitäten im Einkauf.
Die aktuellen und geplanten Regulationen und Verordnungen der EU deuten auf die Wichtigkeit und Verantwortung, die jedes Unternehmen im Bezug auf Nachhaltigkeit zu erfüllen hat, hin. Durch den erhöhten Ressourcenverbrauch wird dabei besonders der Baubranche eine wichtige Rolle in der ökologischen Transformation zugeteilt. Jedoch gibt es auch große Herausforderungen, da viele Fragen bezüglich der konkreten ESG Maßnahmen noch offen sind und die verschiedenen Akteure der Baubranche sich zunächst verstärkt Expertise im Bereich nachhaltigem Bauen sowie der Einhaltung und Dokumentation von ESG Kriterien aneignen müssen. Denn nachhaltiges Bauen bedeutet nicht nur sicherzustellen, dass die Ressourcen in Projekten effizient genutzt werden. Es bedeutet auch, die Umweltauswirkungen zu berücksichtigen, die entstehen, je nachdem welche Materialien benutzt und welche Baumethoden eingesetzt werden. Es bedeutet, Projekte nicht nur im Hinblick auf das Endergebnis und den wirtschaftlichen Nutzen für das Unternehmen zu betrachten, sondern auch im Hinblick auf die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gemeinschaft
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